Haben Sie das gesehen?! Bei Olympia, das Degenhalbfinale zwischen der Deutschen Britta Heidemann und der Koreanerin Shin A Lam? Das war ein Hammer – und spannend bis lange nach Ende des Kampfes. Gut, ein Großteil der Spannung kam ganz einfach durch die wirklich interessanten Regeln im Fechten zu stande, die wohl kaum ein Zuschauer vorher so im Detail kannte. Kurz zur Erklärung: Falls nach Kampfende kein Sieger feststeht, gibt es eine Verlängerung. So weit klar und nachvollziehbar. Gibt es dann aber immer noch keinen Sieger, gilt der Losentscheid, der bereits vor dem Kampf stattgefunden hat.
Also noch mal im Klartext: Wer Sieger wird, entscheidet in solch einer Situation das Los. Sie finden das jetzt vielleicht schockierend, dass etwa ein Olympiasieger durch das Zufallsprinzip gekürt wird. Ich hingegen nenne das den richtigen Ansatz. Überlegen Sie doch mal wie viel Kosten, Aufwand, Zeit und Mühe man generell bei Sportwettkämpfen sparen würde. Kein einziger Sportler müsste je wieder schwitzen oder reisen oder überhaupt auf andere Sportler treffen. Und nicht nur bei Olympia, auch bei der Champions Leaque, der Fußball-EM und im Boxen. Jeder Sportler beziehungsweise jede Mannschaft bekommt vorher ein Los und dann geht’s ab an den Roulette-Tisch. Rien ne va plus.
Für mich sollte dieses wirklich faire System des Losentscheids aber nicht nur auf den Sport begrenzt bleiben. Ich denke da natürlich an Bundes-, Landtags- oder Bundespräsidentenwahlen. Die Amerikaner etwa könnten all die Millionen Dollar, die der Wahlkampf dort kostet, in das Gesundheitssystem investieren. Ja selbst die Wahl des Ehe-, Lebensabschnitts- oder des temporären Geschlechtsaktpartners könnte so auf ganz einfache und objektive Art und Weise fallen. Wie viel entspannter könnte unser aller Leben werden. Wenn man sich denn endlich nur dem Los hingäbe. Mal ehrlich: Man macht sich im Leben doch eh viel zu viele Gedanken und versucht irgendwelche Entscheidungen zu treffen. Sei es die Berufswahl, das Essen im Restaurant, die Kleidung zum entsprechenden Anlass etc.
Und auch für mich als Kolumnisten würde der Losentscheid einen entscheidenden Vorteil mit sich bringen: Sie müssten als Leser nicht mehr darüber nachdenken, ob Ihnen dieser Text jetzt gefallen hat. Nein, Sie lassen ganz einfach die Münze entscheiden. Bleibt nur noch die Frage: Wie entscheiden Sie jetzt, ob Kopf oder Zahl für »gut gefallen« oder »so ein Mist« steht? Mein Tipp: Fragen Sie die Funktionäre beim Fechten, die kennen sich mit solch kniffligen Entscheidungen bestens aus.
© 2012 Guido Heyn – Olympiasieg per Losentscheid
Foto: © Wolfgang Pfensig / PIXELIO
Schöner Text, und auch die Ironie kommt natürlich durch. Nur könnte man es vielleicht falsch verstehen
. Die Sportler haben ja eine Chance zu gewinnen. Und das Los wird vor der Verlängerung gezogen. Bedeutet: Steht es unentschieden, dann wird vor der Verlängerung ausgelost wer den “Vorteil” bekommt. So weiß der eine, wenn nichts passiert aht er gewonnen, und der andere, dass er auf jeden Fall jetzt aktionen setzen muss. Wer dann den ersten Punkt macht hat gewonnen.
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So will man die Sportler zwingen, noch mal alles zu geben. Sonst könnte man ja Stundenlang Fechten
Besser wär ein Elfmeterfechten. Jeder muss 5x den Degen in Richtung Gegner schmeißen, aus 11 Metern; der darf sich nicht bewegen, wer trotzdem öfter daneben getroffen hat, ist der Verlierer, bei unentschieden geht’s immer weiter mit einzelen Elfmeterdegenwürfen – so macht das Spaß!
Genau. Und wer sich dabei selbst aufschlitzt, bekommt den Goldenen Idiotenpreis – mit anschließendem Staatsbegräbnis in einem Sarg in den jeweiligen Nationalfarben.